Gründonnerstag, 9. April 2020 [prosaische betrachtung]

In den Morgennachrichten erneut die Warnung eines Experten, eine Warnung wie viele Warnungen schon in den Tagen zuvor. Warnungen, die die üblichen Schlagwörter dieser Zeit enthalten. Aufpassen, weiterhin, zuhause, bleiben, keine, Besuche, durch, müssen, wir, Zahlen, steigen, weiter, an, zusammen, halten ... Auf über einhunderttausend Infizierte hat es die Statistik allein in Deutschland bisher geschafft. Geschafft – wirken fast alle auf irgendeine Art und Weise, die einen aufgrund mangelnder, die anderen aufgrund zu viel körperlicher Ertüchtigung.

Es ist Gründonnerstag, ich beginne, mich wieder zu fragen, was das Grün darin bedeutet. Die Hoffnung? Das Neue, das darauf wartet, in Blüten aufzugehen? Der Garten Gethsemane? Jene Stelle im Buch der Bücher, die mich am tiefsten bewegt ... Bitte, lass den Kelch an mir vorübergehen ... Konntet Ihr nicht wenigstens diese eine Stunde wach bleiben? ... Steht auf und lasst uns gehen ... Wenn schon gerade nicht im Fleische, dann wenigstens im Geiste, denke ich mir. Lasst uns gehen in eine neue Zeit? Neu, anders, überdacht, resultierend, wirklich, vorwärts, gemeinsam ...

Es wird Zeit, die Titelmelodie des Tatorts auszutauschen, dieses Tatorts, denke ich bei mir. Ein bisschen Staub auf den alten Möbeln darf ja gerne bleiben, damit wir in uns bleiben, damit wir nicht vergessen.

 

 

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